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CD der Charlottenburger Bachsolisten

Europäische Barockreise
Werke von Georg Philipp Telemann, José Pla, Jean-Marie Leclair, Giuseppe Antonio Brescianello und Johann Sebastian Bach
Charlottenburger Bachsolisten: Jochen Hoffmann (Flöte), Ulrike Petersen (Violine, Viola), Johannes Petersen (Violoncello), Gertrud Schmidt-Petersen (Klavier)

Italien und Frankreich bildeten auch noch im 18. Jahrhundert die großen „Gravitationsfelder“ der europäischen Barockmusik – und Deutschland mit seinem „vermischten Geschmack“ lag mittendrin. Eine gewisse Vorentscheidung für Frankreich oder Italien lässt sich bereits von der Landkarte ableiten: Der Südwesten Deutschlands war eher französisch dominiert, der Südosten dagegen eher italienisch geprägt. Natürlich gab es aber auch Ausnahmen, die zumeist persönliche Gründe (im wahrsten Wortsinne) als Ursache hatten – so konnten bestimmte Hochzeiten auch eine Musikerwanderung in Gang setzen. Die Charlottenburger Bachsolisten, ein 1998 gegründetes Ensemble aus Mitgliedern des Orchesters der Deutschen Oper Berlin und des Konzerthausorchesters Berlin, widmet sich hauptsächlich der Musik zwischen 1650 und 1800 und spielt auf modernen Instrumenten.
Das Cembalo wird durch das Klavier ersetzt. Die modernen Instrumente ermutigen die Musiker zu einem Spiel, das die barocke Klangvielfalt und musikalische Rhetorik mit in unsere heutige Zeit nimmt.
Der Schwerpunkt des Ensembles liegt auf der Musik von Johann Sebastian Bach, seinen Söhnen und Zeitgenossen – so auch auf der vorliegenden CD, die den Hörer auf eine Reise durch Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien mitnimmt und dort interessante, teils sehr rare Trio- und Quartettkompositionen zutagefördert. Bachs Triosonaten BWV 525–530, von denen eine auf der CD erklingt, wurden von Manfred Theilen explizit für die Charlottenburger Bachsolisten bearbeitet und damit quasi auf ihre vermutete kammermusikalische Urbesetzung zurückgeführt.

CD Rezension im Online Merker:

 

EUROPÄISCHE BAROCKREISE – CHARLOTTENBURGER BACHSOLISTEN querstand CD

Gut gelaunte Spritztour mit Flöte durch Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien

Eine höchste erfreuliche Neuerscheinung. Umrahmt von zwei Klassikern aus dem deutschen Repertoire des 18. Jahrhunderts, dem raumgreifenden sechssätzigen 12. Pariser Quartett von Georg Philipp Telemann und der Triosonate für Orgel in C-Moll BWV 526 von J.S. Bach stehen drei lohnende Raritäten auf dem Program der Charlottenburger Bachsolisten: die vor Energie nur so sprühende Triosonate in d-moll für Flöte, Violine und Basso continuo von José Pla, einem zu Unrecht kaum bekannten katalanischen Komponisten, die Triosonate in D-Dur für Flöte, Viola und Basso continuo des Pariser Tonsetzers und Balletttänzers Jean-Marie Leclair sowie das Trio in c-Moll für Flöte, Violine und Basso continuo von Giuseppe Antonio Brescianello, der große Teile seines Musikerlebens am Württembergischen Hof verbachte.

Offenbar ein seit 1998 bestehendes musikalischen Familienunternehmen, tragen drei von den vier Solisten der Charlottenburger Kammermusikformation doch den Namen Petersen. Wenn sie nicht gerade Kammermusik aus dem 18. Jahrhundert in Konzerten spielen und aufnehmen, sind die formidablen MusikerInnen im Orchester der Deutschen Oper Berlin bzw. im Konzerthausorchester Berlin tätig. 

Besonders gefällt mir, dass neben der Harmonie im Miteinander, dem Aufeinanderhören und stilistisch an einem Strangziehen die Geigerin Ulrike Petersen und der Flötist Jochen Hoffmann durch eigentimbrierte Klanggebung und persönlich artikulatorische Präsenz auffallen. Individualität auf der Grundlage eines perfekt austarierten Trio- bzw. Quartettspiels ist hier Trumpf. So erwachsen auf einmal aus all den Allegros und Adagios, den Andante- und Largo-Sätzen bunte Geschichten, es konkretisieren sich Tagträume eines, der eine Zeitreise mit der Postkutsche durch all diese von Mentalität und Lebensweise her so unterschiedlichen europäischen Länder unternimmt. Gertrud Schmidt-Petersen spielt den Continuopart auf einem modernen Klavier. Johannes Petersen sorgt auf seinem Cello für eine sonor-virile Grundierung.

Europäisch sind nicht nur die Länder, aus denen die Musik stammt, sondern auch die Annäherung und Assimilierung im Stil. Die „Italiener“ wurden ohnedies überall bewundert und damals als musikalische „Gastarbeiter“ an alle Höfe in Deutschland und Österreich geholt. Telemann reiste nach Frankreich und hinterließ dort seine Spuren. Den persönlichsten Ausdruck findet hier wohl der Katalane José Pla mit seiner tollen Triosonate in d-Moll. Alle Mischungen beiseite, ist das Moderé aus Telemanns Quartett unüberbietbar schön und für mich der Höhepunkt des neuen Albums. 

So unterschiedlich in Ausdrucks- und Affektgehalt, sind doch alle Stücke primär hoch unterhaltsam, die Stimmungen reichen von tänzerisch beschwingt bis nachdenklich, spielerisch unbeschwert bis galant-verträumt. Eine ideale CD zum Chillen an heißen Sommertagen. Holt eure Sonnenliegen raus, fahrt an die Spree, Donau, Seine oder den Gardasee, Kopfhörer auf und los gehts. Dr. Ingobert Waltenberger

Source URL: http://der-neue-merker.eu/europaeische-barockreise

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Anfänglich spielten wir auch alle Musik des Barock mit Cembalo, stellten dann aber zunehmend fest, dass der Klang des Cembalos mehr harmonisierender Rhythmus, denn klangreiche Begleitung und Korrespondenz ist.

Die Verschmelzung und das Miteinander aller Stimmen kann mit dem Cembalo zu den modernen Instrumenten nicht passend erreicht werden. Die Flöte ist nicht mehr aus Holz, hat einen ungleich strahlenderen und kräftigen Ton, mehr Artikulationsmöglichkeiten und die Streichinstrumente sind nicht mehr mit Darmsaiten bespannt und werden mit dem modernen Bogen gespielt, der sich seit dem Ende des 18. Jahrhunderts immer weiter durchgesetzt hat. Mit ihm sind  durchgehaltene und formbare, lang ausgehaltene Töne möglich, wie es mit dem Barockbogen unmöglich wäre. Der Ton der Streichinstrumente ist voluminöser, breiter, dichter und rauher. Aber auch wärmer und die Artikulationsmöglichkeiten sind vielschichtiger. Das heutige Klavier, der Konzertflügel passt durch seine modernisierenden Veränderungen über den Hammerflügel (18./19. Jahrhundert) zum modernen Konzertflügel geradezu ideal dazu. Die Bedeutung der Stimme der rechten Hand des Pianisten gewinnt an Strahlkraft und melodiöser Gleichberechtigung zu den Kammermusikpartnern.Wir sind der Meinung, dass es der Musik des Barock durchaus nicht abträglich ist, sie mit unseren heutigen, instrumentalen Ausdrucksmöglichkeiten zum Klingen zu bringen. Barockmusik muss nicht museal klingen, sondern kann ruhig das ganze Spektrum der vergangenen und heutigen, musikalischen Mitteilungskraft erfahren. Wie immer, so gilt auch hier, frei nach Leopold Mozart:  "Mit dem guten Geschmacke...". Barockmusik darf modern sein, aktuell ist sie in jedem Falle, wenn sie durch die Musiker heute aufgeführt wird. Nachschöpferisch! Hinaus aus der Barockzeit, hinein in unser Hier und Jetzt. Wir versuchen, die Intensionen und die Intensität der Komponisten zu erspüren, verbinden diese mit unserem eigenen Fühlen, Wissen, Wollen und Können und möchten die Lebendigkeit der Musik aus vergangenen Tagen, immer wieder neu mit unserem Publikum gemeinsam erleben.

Klavier, kein Cembalo, bei uns: