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CD Rezension im Online Merker:
EUROPÄISCHE BAROCKREISE – CHARLOTTENBURGER BACHSOLISTEN querstand CD
Gut gelaunte Spritztour mit Flöte durch Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien
Eine höchste erfreuliche Neuerscheinung. Umrahmt von zwei Klassikern aus dem deutschen Repertoire des 18. Jahrhunderts, dem raumgreifenden sechssätzigen 12. Pariser Quartett von Georg Philipp Telemann und der Triosonate für Orgel in C-Moll BWV 526 von J.S. Bach stehen drei lohnende Raritäten auf dem Program der Charlottenburger Bachsolisten: die vor Energie nur so sprühende Triosonate in d-moll für Flöte, Violine und Basso continuo von José Pla, einem zu Unrecht kaum bekannten katalanischen Komponisten, die Triosonate in D-Dur für Flöte, Viola und Basso continuo des Pariser Tonsetzers und Balletttänzers Jean-Marie Leclair sowie das Trio in c-Moll für Flöte, Violine und Basso continuo von Giuseppe Antonio Brescianello, der große Teile seines Musikerlebens am Württembergischen Hof verbachte.
Offenbar ein seit 1998 bestehendes musikalischen Familienunternehmen, tragen drei von den vier Solisten der Charlottenburger Kammermusikformation doch den Namen Petersen. Wenn sie nicht gerade Kammermusik aus dem 18. Jahrhundert in Konzerten spielen und aufnehmen, sind die formidablen MusikerInnen im Orchester der Deutschen Oper Berlin bzw. im Konzerthausorchester Berlin tätig.
Besonders gefällt mir, dass neben der Harmonie im Miteinander, dem Aufeinanderhören und stilistisch an einem Strangziehen die Geigerin Ulrike Petersen und der Flötist Jochen Hoffmann durch eigentimbrierte Klanggebung und persönlich artikulatorische Präsenz auffallen. Individualität auf der Grundlage eines perfekt austarierten Trio- bzw. Quartettspiels ist hier Trumpf. So erwachsen auf einmal aus all den Allegros und Adagios, den Andante- und Largo-Sätzen bunte Geschichten, es konkretisieren sich Tagträume eines, der eine Zeitreise mit der Postkutsche durch all diese von Mentalität und Lebensweise her so unterschiedlichen europäischen Länder unternimmt. Gertrud Schmidt-Petersen spielt den Continuopart auf einem modernen Klavier. Johannes Petersen sorgt auf seinem Cello für eine sonor-virile Grundierung.
Europäisch sind nicht nur die Länder, aus denen die Musik stammt, sondern auch die Annäherung und Assimilierung im Stil. Die „Italiener“ wurden ohnedies überall bewundert und damals als musikalische „Gastarbeiter“ an alle Höfe in Deutschland und Österreich geholt. Telemann reiste nach Frankreich und hinterließ dort seine Spuren. Den persönlichsten Ausdruck findet hier wohl der Katalane José Pla mit seiner tollen Triosonate in d-Moll. Alle Mischungen beiseite, ist das Moderé aus Telemanns Quartett unüberbietbar schön und für mich der Höhepunkt des neuen Albums.
So unterschiedlich in Ausdrucks- und Affektgehalt, sind doch alle Stücke primär hoch unterhaltsam, die Stimmungen reichen von tänzerisch beschwingt bis nachdenklich, spielerisch unbeschwert bis galant-verträumt. Eine ideale CD zum Chillen an heißen Sommertagen. Holt eure Sonnenliegen raus, fahrt an die Spree, Donau, Seine oder den Gardasee, Kopfhörer auf und los gehts. Dr. Ingobert Waltenberger
Source URL: http://der-neue-merker.eu/europaeische-barockreise